Zu lesen geb ich dir gedruckte Zeichen,
doch mit dem warmen Mund kann ich nicht sprechen,
die heiße Hand durch das Papier nicht stechen;
was kann ich tun? Ich kann dich nicht erreichen
O, wenn ich trösten könnte, könnt ich weinen.
Komm, lege deine Hand auf das Papier; auf meine Haut;
erweiche dieses fremde durch den Druck Versteinern
des geschriebnen Wortes, oder sag es laut.
Manche Verse hab ich schon geschrieben,
manch einem bin ich fremd geblieben
und den Gekränkten weiß ich nichts zu geben:
Liebe ist das einzige.
Liebe ist es meistens auch gewesen,
die mir den Bleistift in der Hand bewegte
bis ich mich schlafend über die Worte legte,
die Du jetzt wach wirst lesen.
Ich möchte unter dieser Seite sein
quer durch die Lettern des Gedichts
schauen in dein lesendes Gesicht
und schmachten nach dem Schmelzen deiner Pein.
Weck bitte diese Worte nicht vergebens,
Sie können sich ihr Nacktsein nicht vergeben;
und dass Dein Blick ihr Innerstes nicht streift
wenn dich nicht Liebe dazu treibt.
Lies dies dann, wie den lang ersehnten Brief,
und sei beruhigt, und fürchte den Gedanken nicht,
dass Du von diesen Worten ward geküsst:
Ich hab dich so lieb.
Leo Vroman 1949