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Lied für den Ausländer

Dieses Lied, es ist für Dich,
Händler, der Du bereitwillig
vier Scheite Holz gegeben hast,
als mich einst die Kälte erfasst'.
Du warst es, der mir Wärme gab,
· als der Betuchte [/Spießer] sich knaus'rig gab,
alle, die's wohlmeinen, schlugen im Nu
die Tür vor der Nase mir zu.
Das bisschen Holz in kalter Zeit
wärmte den Leib ein wenig, doch
· in meiner Seele brennt es noch
wie ein Feuer aus purer Freud'.
 
Händler, wenn Dir die Stunde schlägt,
wenn Dich der Tod nach oben trägt,
führe er Dich zum Himmel gleich
ins ewige Reich.
 
Dieses Lied, es ist für Dich,
Wirtin, die Du bereitwillig
vier Scheiben Brot gegeben hast,
als mich einst der Hunger erfasst'.
Du warst es, die mir zu Essen gab,
· als der Satte sich knaus'rig gab,
alle, die's wohlmeinen, fanden es schön,
mich am Hungertuch nagen zu sehn.
Das Bisschen Brot in kalter Zeit
wärmte den Leib ein wenig, doch
· in meiner Seele schmeckt es noch
wie ein Festmahl aus purer Freud'.
 
Wirtin, wenn Dir die Stunde schlägt,
wenn Dich der Tod nach oben trägt,
führe er Dich zum Himmel gleich
ins ewige Reich.
 
Dieses Lied, es ist für Dich,
Ausländer, der Du bereitwillig
freundlich mir zugelächelt hast,
als mich die Gendarmen gefasst.
Du hieltest Dich vom Jubel fern,
· als die besseren Damen und Herr'n,
alle, die's wohlmeinen, lachten nur,
wie man ins Gefängnis mich fuhr.
Das bisschen Trost aus Freundlichkeit
wärmte den Leib ein wenig, doch
· in meiner Seele strahlt es noch
wie Sonnenlicht aus purer Freud'.
 
Ausländer, wenn Dir die Stunde schlägt,
wenn Dich der Tod nach oben trägt,
führe er Dich zum Himmel schnell
zum père éternel.
 
Testi originali

Chanson pour l'Auvergnat

Clicca per vedere il testo originale (Francese)

Georges Brassens: 3 più popolari
Idioms from "Chanson pour ..."
Commenti
Leo KowaldLeo Kowald
   Mar, 12/04/2022 - 09:36

LIED FÜR DEN AUSLÄNDER
( Nachdichtung: Leobald Loewe)

Dieses Lied, es ist für Dich,
Händler, der Du bereitwillig
vier Scheite Holz gegeben hast,
als mich einst die Kälte erfasst'.
Du warst es, der mir Wärme gab,
als der Betuchte sich knaus'rig gab,
alle, die's wohlmeinen, schlugen im Nu
die Tür vor der Nase mir zu.
Das bisschen Holz in kalter Zeit
wärmte den Leib ein wenig, doch
in meiner Seele brennt es noch
wie ein Feuer aus purer Freud'.

Händler, wenn Dir die Stunde schlägt,
wenn Dich der Tod nach oben trägt,
führe er Dich zum Himmel gleich
ins ewige Reich.

Dieses Lied, es ist für Dich,
Wirtin, die Du bereitwillig
vier Scheiben Brot gegeben hast,
als mich einst der Hunger erfasst'.
Du warst es, die mir zu Essen gab,
als der Satte sich knaus'rig gab,
alle, die's wohlmeinen, fanden es schön,
mich am Hungertuch nagen zu sehn.
Das Bisschen Brot in kalter Zeit
wärmte den Leib ein wenig, doch
in meiner Seele schmeckt es noch
wie ein Festmahl aus purer Freud'.

Wirtin, wenn Dir die Stunde schlägt,
wenn Dich der Tod nach oben trägt,
führe er Dich zum Himmel gleich
ins ewige Reich.

Dieses Lied, es ist für Dich,
Ausländer, der Du bereitwillig
freundlich mir zugelächelt hast,
als mich die Gendarmen gefasst.
Du hieltest Dich vom Jubel fern,
als die besseren Damen und Herr'n,
alle, die's wohlmeinen, lachten nur,
wie man ins Gefängnis mich fuhr.
Das bisschen Trost aus Freundlichkeit
wärmte den Leib ein wenig, doch
in meiner Seele strahlt es noch
wie ein Sonnenlicht aus purer Freud'.

Ausländer, wenn Dir die Stunde schlägt,
wenn Dich der Tod nach oben trägt,
führe er Dich - zum Himmel schnell
zum père éternel.

Dieses wohl berühmteste Lied von Brassens hat als Vorbild offenbar das biblische Gleichnis vom barmherzigen Samariter. In Frankreich gelten die „Auvergnat“s, die Bewohner der Region „Auvergne“ im Zentralmassiv, als einfache, rustikale und eher geizige Menschen, ähnlich wie die Samariter im antiken Palästina. Im Neunzehnten und Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts unterhielten in Paris viele Landflüchtlinge aus der Auvergne kleine Wein-, Holz- und Kohlenläden, weswegen dort bald alle kleinen Brennstoffhändler „an der Ecke“ „Auvergnat“ genannt wurden. Das Wort „Auvergnat“ wurde gar zum Schimpfwort für „unzivilisierte“ Zuwanderer aus der Provinz, auf die der feine Pariser von oben herab schaut. Um diesen Aspekt deutlicher herauszustellen und die Intentionen Brassens’ für deutsche Ohren verständlicher zu machen, heißt meine Nachdichtung nach der dritten Strophe „Lied für den Ausländer“ (Das Wort „étranger“ wird in der französischen Umgangssprache in den meisten Fällen eher in seiner Bedeutung „Ausländer“ denn als „Fremder“ gebraucht).