Er kam wie ein Wind.
Was kümmert den Wind ein Verbot?
Er küsste deinen Mund
und küsste dir die Haut rosenrot.
Ach, wär‘ es geblieben dabei:
Du warst ihm ja nur geliehen
an 'dobem Abend im Mai,
wo die Flieder erblühen.
Er küsste dein Ohr, dein Haar.
Wie verweilt wohl ein Wind,
um zu sein, wo er war?
Er küsste die Augen dir blind.
Du wolltest zwar keinesfalls
erwidern sein stürmisch' Erglühen,
doch umschlang dein Arm seinen Hals,
wo die Flieder erblühen.
Von deinem Munde küsste er fort
deinen letzten Widerstand.
Deine Lippen lagen halb offen dort,
wo sein Mund sich befand.
Ein Wind kommt und huscht vorbei,
und dein Selbstwert geht zur Neige
vom Hauch der Flieder im Mai
und der Goldregenzweige.
____
Übersetzung: © Klaus-Rüdiger Utschick, 30.6.2022.