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  • Jean  Arp

    Der große Sadist mit allen Schikanen • Das surrealistische Gedicht (1942)

    Z udziałem: Wilhelm Ruprecht Frieling
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Oryginał

Der große Sadist mit allen Schikanen tekst

Vor seinem riesigen Fenster, hoch wie ein Kathedralenfenster,
bebt der große Sadist mit allen Schikanen wie ein elektrischer Darm,
der gefüllt ist mit Nichtsgummi.
 
Der große Sadist mit allen Schikanen ist splitternackt
und mit Phospor bestrichen, was ihn dekorativ
und schauerlich macht.
 
Sowohl seine Augen als auch sein langes Frauenhaar
sind weiß wie gestriegelte Luft.
Sein Antlitz ist stolz und erbarmungslos
wie bei allen echten, stilisierten, patentierten großen Sadisten,
die Anspruch auf eine Staatsrente haben.
Der große Sadist mit allen Schikanen verschmähte es,
seine parfümierte Zeit im verblichenen Gras zu verzehren,
die rosaweißen Handschuhe derer zu tragen,
die ihr Lösegeld in einer Sänfte aus verdorbenem Licht transportieren.
 
Er bebt wie ein elektrischer Darm, der gefüllt ist mit Nichtsgummi,
wie ich sagte, und ich sage es nochmals
und werde es so oft, wie es nötig ist, sagen.
Er ist begierig, mit seiner Beschäftigung fortzufahren,
die ernst oder otto ist – oder wie Sie es nennen wollen.
Schon treffen seine Domestiken mit Krokodilen,
Großmüttern, Dandies, Flugzeugen, Fliegen etc. ein
und stellen das alles vor dem großen Fenster ab.
 
Voll teuflischem, bezahltem Ungestüm,
mit dem Freudengeheul eines fensterstürzlerischen Tirolers,
der um einen See aus altem Maschinenöl tanzt,
stürzt er sich auf die zusammengetragenen Gegenstände
und wirft sie aus dem majestätischen Fenster
des herrschaftlichen Gebäudes.
Es ist sein Lebensinhalt, alles Bestehende aus dem Fenster zu werfen.
 
Ganze lebende Elefanten schmeißt er hinaus.
„Coin, coin, coin“, flehen die tapferen, aber erschrockenen Elefanten.
Der große Sadist mit allen Schikanen hält nicht inne
in seinem ehrfurchtgebietenden Ungestüm.
Alles, was seine Diener tot oder lebend,
süß oder salzig, schwer oder leicht für ihn herschleppen,
wirft er zum Fenster hinaus: Zigarren, Kriegsmarinen,
Wohnungen, Eisenbahnen, Milchkaffee, Sex-Appeals, Häuser, Pilze etc.
Das Fenster liegt so hoch, dass alle Gegenstände sich nach ihrem Sturz in Apfelsinenmarmelade verwandeln, die wie von einem Fliegenschwarm
von Milliarden kleinen Kindern mit ihren kleinen Mündern aufgeleckt wird.
 
Die kleinen Kinder klatschen fröhlich in ihre kleinen Hände
und schreien „Marmelade, Marmelade, Marmelade“
zum Fenster des großen Sadisten mit allen Schikanen hinauf.
Und pausenlos wirft er mit aller Kraft Klaviere, Zeppeline,
Denkmäler, Diplomaten etc. aus dem Fenster.
 
Er hat Schaum vor dem Mund, er schwitzt,
er knirscht mit den Zähnen und ist sich darüber im Klaren,
dass er sich selbst übertreffen und seinem bereits unfassbaren Werk
die Krone aufsetzen muss. Da er nichts mehr zur Hand hat,
reißt er sich seine weißen Haare, seine Hände und Füße aus,
schmeißt sie zum Fenster hinaus und wirft schließlich auch noch,
einen grässlichen Schrei ausstoßend, all das aus dem Fenster,
was von ihm noch übrig ist, wobei er sich nach seinem Sturz
zur großen Freude der Milliarden kleinen Kinder
wie alle anderen Gegenstände in Apfelsinenmarmelade verwandelt.
 

 

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