• Georg Trakl

    Sit03 - Unterwegs • Sebastian im Traum (1915)

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Original lyrics

Sit03 - Unterwegs lyrics

. . Am Abend trugen sie den Fremden in die Totenkammer ;
. . Ein Duft von Teer ; das leise Rauschen roter Platanen ;
. . Der dunkle Flug der Dohlen ; am Platz zog eine Wache auf.
. . Die Sonne ist in schwarze Linnen gesunken ; immer wieder kehrt dieser vergangene Abend.
. . Im Nebenzimmer spielt die Schwester eine Sonate von Schubert.
. . Sehr leise sinkt ihr Lächeln in den verfallenen Brunnen,
. . Der bläulich in der Dämmerung rauscht. O, wie alt ist unser Geschlecht.
. . Jemand flüstert drunten im Garten ; jemand hat diesen schwarzen Himmel verlassen.
. . Auf der Kommode duften Äpfel. Großmutter zündet goldene Kerzen an.
 
. . O, wie mild ist der Herbst. Leise klingen unsere Schritte im alten Park
. . Unter hohen Bäumen. O, wie ernst ist das hyazinthene Antlitz der Dämmerung.
. . Der blaue Quell zu deinen Füßen, geheimnisvoll die rote Stille deines Munds,
. . Umdüstert vom Schlummer des Laubs, dem dunklen Gold verfallener Sonnenblumen.
. . Deine Lider sind schwer von Mohn und träumen leise auf meiner Stirne.
. . Sanfte Glocken durchzittern die Brust. Eine blaue Wolke
. . Ist dein Antlitz auf mich gesunken in der Dämmerung.
 
. . Ein Lied zur Guitarre, das in einer fremden Schenke erklingt,
. . Die wilden Hollunderbüsche dort, ein lang vergangener Novembertag,
. . Vertraute Schritte auf der dämmernden Stiege, der Anblick gebräunter Balken,
. . Ein offenes Fenster, an dem ein süßes Hoffen zurückblieb -
. . Unsäglich ist das alles, o Gott, daß man erschüttert ins Knie bricht.
 
. . O, wie dunkel ist diese Nacht. Eine purpurne Flamme
. . Erlosch an meinem Mund. In der Stille
. . Erstirbt der bangen Seele einsames Saitenspiel.
. . Laß, wenn trunken von Wein das Haupt in die Gosse sinkt.
 

 

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